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Das World Wide Web: Mehr nur als eine digitale Bibliothek

Alle reden vom Internet. Doch was lässt sich mit einem Zugang ins weltweite Datennetz überhaupt anfangen? Ausländische Zeitungen lesen? Börsenkurse abfragen? Das auch. Doch das World Wide Web bietet weit mehr. Dieser Bericht soll Sie neugierig machen.

Von David Rosenthal

Wer Mühe hat, sich im World Wide Web zu zurechtzufinden, hat allen Grund dafür: Die Datenflut in diesem beliebten Bereich des Internet ist auf den ersten Blick enorm. Wer sich allerdings eingehender damit beschäftigt, wird früher oder später merken, dass das "Web" in seiner Handhabung als Informationspool an sich sehr simpel ist: Es ist wie das Telefon ein Kommunikationsmedium, das eine Kontaktaufnahme zu Organisationen und Personen in aller Welt ermöglicht. Das Internet mag bunter und multimedialer sein als das Telefon. Doch letztlich hängt es vom Anbieter ab, ob ein Angebot im Web etwas taugt oder nicht. Die Neue Zürcher Zeitung oder die Handelszeitung im Internet ebenso seriös wie auf Papier.

Adressen einfacher zu finden

Wer das Internet so betrachtet, wird rasch merken, dass das Internet weder komplizierter noch unübschaubarer wie das Telefon ist. Und während sich die Telefonnummern eines Anbieters nur in einem Telefonverzeichnissen nachschauen lässt, bietet das Web dem Benutzer jede Menge Kataloge, Suchdienste und andere Hilfen an, um das Gewünschte zu finden.

Wer zum Beispiel das Angebot einer Firma im Internet sucht, wird ihre Internet-Adresse -- im Gegensatz zur Telefonnummer -- oftmals erraten können. Die meisten Internet-Adressen für das World Wide Web ("WWW") sind gleich aufgebaut: Die Migros hat "www.migros.ch", die SBB "www.sbb.ch" und die Handelszeitung "www.handelszeitung.ch". Nebst dem Namen ändert sich oft nur die Endung: Statt "ch" ist auch "com", "net", "org" oder "de" für Deutschland verbreitet. BMW gibt's also unter "www.bmw.de" und Microsoft ist unter "www.microsoft.com" zu finden.

Hilft das nicht weiter, bietet das Internet sowohl Katalog- als auch Suchdienste an. In einem ersten Schritt empfiehlt sich der Einsatz der Katalogdienste, da sie Listen von Angeboten führen, während Suchdienste wie ein Stichwortverzeichnis die Seiten im World Wide Web einzeln aufführen. Als Katalogdienst zu empfehlen ist etwa www.yahoo.de, von deren Seiten bei Bedarf in die internationale Ausgabe www.yahoo.com gewechselt werden kann. Primär in Deutschland aktiv ist www.web.de, in der Schweiz gibt's ist es etwa www.swissguide.ch. Kataloge bieten auch Provider wie Blue Window (www.bluewin.ch) und SwissOnline (www.swissonline.ch) an.

Gute Suchdienste sind etwa AltaVista (altavista.digital.com), Northern Ligth (www.nlsearch.com), Excite (www.excite.com), Lycos (www.lycos.com) und Infoseek (www.infoseek.com). Im deutschen Sprachraum sind Fireball (www.fireball.de) und Blue Window Search (www.sear.ch) zu empfehlen. Wer mehrere Such- und Katalogdienste in einem Wisch abfragen möchte, kann das über "Meta-Suchdienste" wie www.metacrawler.com oder www.inference.com/infind tun. Fast alle Such- und Katalogdienste verfügen über gute Anleitungen.

Nützliche Alltagshilfen

Manche betrachten das Internet als eine Art Bibliothek, mit Millionen Seiten voll mit dem Wissen der Welt. Diese Seiten gibt es zwar, wenngleich vieles, was eine Bibliothek zu bieten hat, im Netz heute noch fehlt. Die wirklich nützlichen Adressen sind aber oft ohnehin banale Alltagshilfen.

Bekanntes Beispiel ist der Zugsfahrplan der SBB (www.sbb.ch). Doch auch fast Fluggesellschaften bieten heute ihre Flugpläne im Netz an, einige mit Buchungsmöglichkeiten und live nachgeführten Abflugs- und Ankunftszeiten der Flughäfen (www.swissair.com). Wer etwa Zürich besuchen muss und nicht weiss, welche Strassenbahn er nehmen muss, erfährt es unter www.vbz.ch. Reise- und Städteführer werden angeboten, Wetterdienste (www.weather.com, www.wetter.de www.sfdrs.ch/sendungen/meteo), Strassen- und Landkarten (www.mapquest.com, www.swissguide.ch/gis). Wer eine Reise plant, kann so schon vom Büro aus ermitteln lassen, wie lange die Fahrt vom Flughafen zum Aufenthaltsort dauern wird -- und wie warm es wird.

Im Internet werden viele weitere nützliche Dienste wie etwa Weltuhren (www.timeanddate.com/worldclock), Währungsumrechner (www.hilink.com.au/times) oder Sammlungen von allgemeinen und spezialisierten Wörterbüchern (www.onelook.com) betrieben. Diese Angebote sind nicht lebensnotwendig, aber sie können etliche Handgriffe und Zeit sparen und kosten obendrein nichts. Das aktuelle Kinoprogramm (www.kino.ch) gibt's im Internet genauso wie Anzeigen aller Art (www.swissklick.ch, www.humanline.ch, www.immopool.ch). Wer sich für Informationen über ein bestimmtes Thema in Buchform interessiert, kann sich in den einschlägigen Internet-Buchkatalogen orientieren (www.sbz.ch, www.vlb.de, www.amazon.com) -- und nötigenfalls gleich bestellen (www.lesen.ch). Doch auch viele Universitätsbibliotheken bieten ihre Titel im Internet an (Uni Zürich www.unizh.ch/cicsprod, Uni Basel/Bern www.rebus.unibe.ch/dsv/sdd_rsr.htm).

Das liegt im Trend. Immer mehr Unternehmen und öffentliche Betrieb öffnen ihre Datenbanken für das Publikum: Die Swisscom bietet die Telefonnummern von Geschäftskunden via Internet an (www.swisscom.ch), die Deutsche Telekom gar alle Telefonnummern (www.teleauskunft.de) -- der Anruf zur Auslandauskunft bleibt erspart. In den USA gibt es bereits Dutzende solcher Dienste (www.bigyellow.com, www.switchboard.com, www.infospace.com). Nicht zu vergessen sind die offiziellen Behördeninformationen: Die Bundesverwaltung (www.admin.ch), das Eidgenössische Parlament (www.parlament.ch) und diverse Kantone und Gemeinden (siehe www.gov.ch) informieren schon über viele ihrer Geschäfte. Alle Bundesgesetze sind im Internet abrufbar, ebenso wie Communiqués oder Vernehmlassungen.

Medien und Finanzinfos

Medienverlage gehörten zu den ersten professionellen Anbietern im Internet. Entsprechend gross ist heute die Auswahl, dies auch in der Schweiz. Tageszeitungen, die grossteils oder vollständig abrufbar sind, sind etwa die Neue Zürcher Zeitung (www.nzz.ch), der Tages-Anzeiger (www.tages-anzeiger.ch), die Basler Zeitung (www.baz.ch) und das St. Galler Tagblatt (www.sgtagblatt.ch). Sie bieten derzeit auch den kostenlosen Zugriff auf ihr Archiv. Auch zahlreiche Wochen- und Monatstitel sind vertreten, so seit kurzem die Handelszeitung (www.handelszeitung.ch). Eine Übersicht bietet www.zeitung.ch.

Im Ausland interessant ist etwa der Spiegel (www.spiegel.de), Focus (www.focus.de), die Zeit (www.zeit.de), der Standard (www.derstandard.at), das Handelsblatt (www.handelsblatt.de) und in den USA neben den diversen Nachrichtenmagazinen (www.time.com, www.businessweek.com) etwa das Wall Street Journal (wsj.com) und die New York Times (www.nytimes.com), die beide aber kostenpflichtig sind.

Unter den elektronischen Medien glänzt international vor allem CNN mit einem ausgezeichneten Angebot, doch existieren auch in der Schweiz und Deutschland zahlreiche gute Online-Medien; für einen schnellen News-Überblick auf deutsch ist der News-Dienst von Blue Window gut geeignet (www.bluewin.ch/news). Die meisten Katalogdienste bieten auch Nachrichtenticker an (www.yahoo.de, www.sharelook.ch). Den besten Zugang zu Medien in Deutschland bietet allerdings "Paperball", ein kostenloser Mediensuch- und Clippingdienst (www.paperball.de). International ist Totalnews (totalnews.com) und Excite (nt.excite.com) und als Verzeichnis etwa der Ecola Newsstand (www.ecola.com) zu empfehlen.

Anleger werden mit Informationen im Internet sehr gut bedient: Nicht nur bieten immer mehr Banken günstige Börsendienste und Analysen an (www.zkb.ch, www.credit-suisse.ch, www.sbv.ch, www.migrosbank.ch). Auch tummelt sich eine wachsende Schar reiner Informationshändler im Netz (www.swissquote.ch, www.swissinvest.com, www.quoteline.ch, www.fimco.ch, www.compuserve.ch/infoscreen). Die meisten bieten Informationen über Kurse, Unternehmen und Märkte mitunter auch kostenlos an. Viele Wirtschaftspublikationen tun dies inzwischen ebenfalls. Und wer US-Börsentitel kaufen will, zahlt im Internet je nach Broker mitunter nur noch 5 bis 10 Dollar pro Deala(www.ameritrade.com, www.suretrade.com, www.etrade.com, www.datek.com, www.schwab.com, www.fidelity.com).

(dr) (8300 Anschläge) (Juni 1998)


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