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Suchen im Internet: Die Nadel im Heuhaufen

Das Internet sollte auch den Unternehmen nicht nur als Plattform für Verkauf und Marketing dienen. Als Informationsquelle kann das weltweite Datennetz für die meisten Firmen ebenso wertvoll sein -- sofern ihre Mitarbeiter es richtig einsetzen.

Von David Rosenthal.

Wer im Internet Informationen suchen will, hat es leicht: Von Altavista über Excite bis Yahoo scheinen Dutzende von Such- und Katalogdiensten die enorme Informationsflut auf dem Datenhighway endgültig gebändigt zu haben. Ein Suchbegriff genügt -- und über den Bildschirm flitzen Seiten voll Informationen aus der ganzen Welt, gratis und franko. Kein Wunder, öffnen immer mehr Betriebe noch so gerne ihren Mitarbeitern die Pforten zu diesem schier unendlichen Datenpool. Sie wissen: Wer Informationen hat, ist im Vorteil. Mitarbeiter, die über Konkurrenten, Märkte, Kunden und anderes auf dem Laufenden sind, können sich besser verkaufen und treffen die besseren Entscheide.

In der Realität zeigt sich freilich ein anderes Bild: Viele Mitarbeiter vermögen mit dem neuen Medium nicht richtig umzugehen. Mit ihrem "Browser" und elektronischer Post kommen sie zwar einigermassen zurecht. Doch wo und wie sie die Informationen finden, die ihnen auch weiterhelfen, wissen sie in der Regel nicht. Recherchen im Netz enden erfahrungsgemäss meist mit wenig nützlichen Resultaten, viel Frust und verlorener Zeit. Dabei ginge es ohne solche Leerläufe: Es sind immer die selben Fehler, die die meisten Internet-Benutzer letztlich scheitern lassen. Und sie sind vermeidbar.

Der falsche Ansatz

Die meisten Personen, die Informationen im Internet suchen, begehen ihren Hauptfehler ganz zu Beginn: Sie wählen für ihre Suche den falschen Ansatz. Statt zuerst nach einer geeigneten Quelle zu suchen und ihre Recherche auf diese Quelle zu beschränken, wollen sie gleich von Anfang das gesamte Netz nach der gesuchten Information durchkämen. Zwar machen es ihnen die vielen Suchmaschinen, die es im Internet inzwischen gibt, auf den ersten Blick einfach: Angebote wie Altavista, Excite oder der deutsche Fireball durchkämen pausenlos möglichst weite Strecken des Internet, um in ihren Datenbanken alle gefundenen Seiten mit ihren Worten zu verzeichnen -- eine Sammlung von über 100 Mio. Dokumenten. So lassen sich mit Hilfe der Technik rasch jene Seiten ermitteln, auf denen ein bestimmtes Suchwort vorkommt.

Doch so bequem und einfach diese Suchsysteme sein mögen, so sehr gleicht die Suche mit ihnen einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen: Wer nicht mit sehr spezifischen und eher seltenen Begriffen oder Wortkombinationen arbeiten kann, wird über solche Suchdienste entweder viel zu viele Treffer erzielen -- oder gar keine, die weiterhelfen. Was manche Benutzer nicht wissen: Selbst die leistungsfähigsten Suchdienste können nur etwa ein Drittel aller über 300 Mio. frei verfügbaren Seiten im World Wide Web erfassen; daher lohnt es sich, nicht nur einem der Dienste zu vertrauen, sondern mehrere parallel zu nutzen. Nicht verzeichnet sind ferner all jene Seiten, die mit einem Code geschützt sind oder erst auf Abruf aus einer Datenbank generiert werden.

Besser ist es, sich vor einem Suchlauf zunächst Gedanken darüber zu machen, wonach überhaupt gesucht wird und wer über diese Information verfügen könnte. Dann erst ist das Internet an der Reihe: Wer nach Umsatzzahlen eines Unternehmens sucht, wird in einem der vielen Börseninformationsdienste im Netz seine Angaben finden. Wer Daten über eine bestimmte Krankheit sucht, kommt womöglich über die Homepage einer Universität, einer Selbsthilfegruppe oder eines Pharmaherstellers weiter. So gesehen unterscheidet sich die Informationssuche im Netz nicht von der Recherche in der "realen" Welt: Wer eine Telefonnummer braucht, wird nicht alle seine Bücher und Notizen nach ihr durchsuchen, sondern sich das Telefonbuch ergreifen und darin nachschlagen. So sollte es auch im Internet sein.

Adresse erraten

Eine Quelle zu finden ist ebenfalls einfacher, als viele sich das vorstellen. Natürlich bietet das Internet eine ganze Reihe von Katalogdiensten mit einer Vielzahl verzeichneter Angebote an (z.B. http://www.yahoo.com, http://www.yahoo.de). Doch oft genügt es, einige Internet-Adressen auszuprobieren: Wer den deutschen Autohersteller BMW sucht, wird unter http://www.bmw.de fündig. Wereine Information über die Flugzeiten der Swissair möchte, kommt unter http://www.swissair.ch weiter. Was sich ändert, ist der Firmen- oder Produktename und allenfalls das Kürzel am Ende der Adresse (".de", ".ch" für länderspezifische Angebote, ".com" für internationale Angebote).

Wer dennoch auf Suchdienste nicht verzichten will, sollte mit diesen nicht einfach "drauf-los-suchen". Er sollte sich Gedanken darüber machen, wie das Dokument, das er finden will, aussehen und welche speziellen, einmalige Begriffe es enthalten dürfte, kommt rascher zum Ziel. Wer etwa den Lebenslauf einer Person sucht, sollte nicht nur nach deren Namen Ausschau halten, sondern ebenso nach typischen Begriffen eines Lebenslaufs wie "geboren" oder "Mutter" Ausschau halten. Wer tiefergehende Informationen über AIDS sucht, kommt mit dem wissenschaftlichen Namen "acquired immune deficiency syndrome" rascher ans Ziel, denn sonst zeigen Suchdienste jeden Text an, in dem das Kürzel nur schon am Rande erwähnt wird.

Ohnehin gilt das Gebot, möglichst spezielle Suchwörter zu verwenden und dabei mehrere Begriffe miteinander zu verknüpfen. Wie letzteres funktioniert, ist in den Suchdiensten in guten Bedienungsanleitungen ohne grossen Aufwand online nachzulesen. Aber auch dafür nehmen sich die meisten Internet-Benutzer leider keine Zeit.

(dr) (Juni 1998)


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